Konzertreise ins Münsterland 2007

(von Christoph Nonnast)

 

Vom 5. bis 9. September 2007 reisten wir ins Münsterland. Konzerte gaben wir in der Nicolaikirche Bielefeld, der evangelischen Kirche Silschede, der Christuskirche in Münster-Hiltrup sowie der Jesus Christus-Kirche Bad Rothenfelde. Geprägt war die Reise von durchwachsenem Wetter und deutscher Geschichte bei Ausflügen nach Münster, Osnabrück und einem Blick in die Vergangenheit des deutschen Handwerks. Unsere Unterkunft hatten wir in der Jugendherberge Bielefeld.

Tag 1: 5. September 2007 – Los geht’s

Mittwochmorgen fanden wir uns 10 Uhr zur Abfahrt auf dem Inselplatz ein. Busfahrer war Siggi, der uns schon im Vorjahr zur vollsten Zufriedenheit kutschiert hatte, Busbaujahr hin oder her. Auch in diesem Jahr war er ein allzeit gutmütiger Fahrer und interessierter Zuhörer unserer Konzerte. Mit dabei waren außerdem zum zweiten Mal unser Organist Andi, verantwortlich für die Zwischenspiele sowie Charlotte und Miriam aus Weimar als Unterstützung für den Sopran.

Modern und offen gestaltetes Treppenhaus mit Werbebanner für die Expo 2000

Die Expo ist längst vergangen, die Jugendherberge bleibt

Das Wetter meinte es dieses Jahr nicht sonderlich gut mit uns, es war eher kühl und meistens wolkig. Dafür war die Herberge in der Stadt, die es eigentlich nicht gibt („Bielefeld“), umso schöner: Für die Expo 2000 gebaut, war alles neu, großzügig und mit Licht durchflutet.

Schon kurz nach der Ankunft stand die erste Probe an. Überhaupt wurde auf dieser Reise viel geprobt. Wir rangen auch wirklich lange mit Bachs „Sei Lob und Preis mit Ehren“ und ein paar Stellen in Mauersbergers „Schönster Herr Jesu“…

Nach getaner Arbeit erkundeten wir am Abend noch gemeinsam das Bielefelder Weinfest und probierten die „lokalen“ Weinspezialitäten.

Tag 2: 6. September 2007 – Bielefeld: Weinfest, Sparrenburg und 1. Konzert in der Nikolaikirche

Der nächste Tag begrüßte uns mit tiefhängenden Wolken und fiesem Nieselregen. Wir zogen trotzdem zur Sparrenburg, der örtlichen Festung, und bewunderten das Denkmal des großen Kurfürsten, den alten Bergfried, eine Menge lustig gravierter Pflastersteine und den Blick über die Stadt, soweit er denn vorhanden war. Nachmittags kam dann doch noch die Sonne heraus, sodass die Wiese neben der Herberge für Jonglieren, Einrad Fahren oder einfach zum Herumliegen genutzt wurde.

Unser erstes Konzert in der Nikolaikirche in Bielefeld wurde leider so vom örtlichen Weinfest direkt daneben belagert, dass man auch in der Kirche ein andauerndes Raunen hören konnte. Bei dieser Konkurrenz und offenbar nicht so geglückter Werbung hatte das erste Konzert dann auch eher den Charakter einer öffentlichen Generalprobe: etwa ein Dutzend ZuhörerInnen hörten unser Programm, in dem es im geistlichen Teil Schütz, Bach und Mauersberger („Jesus ist Rainer!“) sowie Purcell und Tallis zu hören gab, im weltlichen Teil italienische Renaissance, schwedische Volkslieder und Beatles-Adaptionen. Zwischen den Chorblöcken spielte Andi wieder meisterhaft Orgel. Je nachdem, wie gut sich die Orgeldisposition dafür eignete, erklang auch die mächtige „Suite gothique“ von Leon Boellmann aus dem vergangenen Jahr erneut.

Zurück in der Jugendherberge feierten wir lang und ausgiebig im Gemeinschaftsraum: spontan wurde auf diversen Zupf- und Blasinstrumenten gejammt, es ertönten Lagerfeuerlieder zur Klampfe (ohne Lagerfeuer selbstverständlich) und schließlich spielten wir noch eine Runde Werwolf.

Tag 3: 7. September 2007 – Freilichtmuseum Hagen und 2. Konzert in Silschede

Am Freitag war ein Konzert in Silschede bei Hagen vorgesehen, der Heimat unseres Startenors Dennis, der auch das Busmikrofon für‘s Sightseeing übernahm, als wir durch das schöne – naja, also jedenfalls, als wir durch Hagen fuhren.

Mann in Museum erklärt das Seilerhandwerk, Frau steht lachend daneben

Ist das nun ein Seil oder ein Tau?

Den Tag verbrachten wir dann aber zunächst gemeinsam im Westfälischen Freilichtmuseum Hagen, wo es eine Menge alte Handwerke in originalen, aus ganz NRW dorthin verpflanzten Werkstädten zu besichtigen gab, vom Zigarrenrollen bis zum Dampfhammer. Den höchsten Unterhaltungswert hatte zweifellos der Seilermeister – wir werden wohl nie vergessen, was der Unterschied zwischen einem Seil und einem Tau ist…

Nach dem spannenden, aber auch recht anstrengenden Tag mit viel Bewegung im Freien wurde es nun noch ernst: die Kirche in Silschede war ordentlich gefüllt und endlich kam echte Konzertstimmung auf. Chor und Solistengruppe („Am Orgelpositiv: Julius Jöhrens!“) gaben ihr Bestes und obwohl die Intonation durch die allgemeine Müdigkeit etwas litt, sangen wir mit viel Leidenschaft. Anschließend gab es noch eine Kleinigkeit zu Essen, von Dennis’ Eltern bereitgestellt, und schon mussten wir zurückfahren, aus vollem Hals im Bus das Beste der vergangenen Chorjahre singend.

Tag 4: 8. September 2007 – Münster, 3. und 4. Konzert

Blick von unten an reichverzierten gotischen einem Kirchturm empor

Lambertikirche in Münster

Den Samstag verbrachten wir in Münster. Von Siggi direkt ins Zentrum gebracht, bestaunten wir den Friedenssaal im Rathaus, in dem 1648 der Frieden von Münster geschlossen wurde, ein Teil des Westfälischen Friedens – Fortsetzung folgt!

Nach weiterem kurzen Schlendern durch die Patrizierhäuser der Altstadt waren die zwei dafür vorgesehenen Stunden schon um und es ging weiter zum „Clemens Wallrat Haus“, einer Einrichtung für Tagespflege in bester Innenstadtlage. Dort gaben wir ein Kurzkonzert in einem überdachten Innenhof nach oben zu den Leuten sehend. Bei Kaffee und Kuchen hatten wir eine kurze Entspannungspause.

Das eigentliche Konzert des Tages gab es dann im Vorort Hiltrup, in einer etwas dunklen Backsteinneubaukirche mit bunten Glasfenstern. Nach so viel Singen verlief die Heimfahrt dann ziemlich ruhig.

Tag 5: 9. September 2007 – Osnabrück und das letzte Konzert in Bad Rothenfelde

Schon war der letzte Tag der Reise angebrochen! Wir räumten unsere schöne Herberge und fuhren nach Niedersachsen, zu einem Konzert in Bad Rothenfelde, der Heimatstadt von Lena. Den Tag brachten wir allerdings zunächst mit der Besichtigung von Osnabrück zu. Die Stadt empfing uns mit Regen, weshalb wir schnell in der Marienkirche und anschließend im benachbarten historischen Rathaus verschwanden, in dem 1648 der Frieden von Osnabrück geschlossen wurde, der andere Teil des Westfälischen Friedens. Unter den strengen Augen der damals dort anwesenden Gesandten, die als Porträts im Saal hingen, trugen wir uns ins Gästebuch ein.

Anschließend ging’s zu einem gemeinsamen Pizzaessen, wo nochmal Zeit war, zu beraten oder einen ersten Rückblick auf die Reise zu werfen. Nach der Mahlzeit ging das Stadtangucken bei freundlicherem Wetter in die zweite Runde – Stadtschloss (in dem dort die Uni logiert), Dom und einiges mehr.

Für die Sehenswürdigkeiten in Bad Rothenfelde blieb dann vor dem Konzert kaum noch Zeit. Den Höhepunkt des kurzen Rundgangs durch den kleinen schmucken Kurort bildete definitiv das Gradierwerk mit Windmühle, das einen Hauch von Seeluft erzeugte.

Dank Lenas Beziehungen war die Kirche voll. Nach freundlicher Anmoderation ihres Vaters, des örtlichen Kantors, konnten wir zum Abschluss unser schönstes Konzert auf der Reise geben und durften anschließend sogar noch bei Lenas Familie einkehren.

Schließlich mussten wir dann doch noch los, und heimwärts brauste der Bus Richtung Jena. Einen letzten Höhepunkt gab’s auf der Autobahnraststätte: Charlotte packte ihre Fackeln aus und bot eine Feuershow, bevor sich auch einige andere Wagemutige am Feuerspucken versuchen durften. Am Ende der Nacht, gegen fünf Uhr, lud uns Siggi dann wieder am Inselplatz in Jena ab, von wo wir wehmütig in kleinen Grüppchen in alle Himmelsrichtungen davonzogen, einen kalten Chorentzug vor Augen.

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